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Mit Entgeisterung haben die Nippeser Bezirksvertreter auf die erst drei Stunden vor ihrer Sitzung bekanntgewordene Hiobsbotschaft aus dem Stadthaus reagiert: Die bisherigen Pläne für den Bau einer Grundschule in Modulbauweise auf dem früheren Nippeser Hallenbad-Gelände, Ecke Friedrich-Karl-Straße/Niehler Kirchweg, sind Makulatur. Das seit 2013 vorbereitete Projekt muss nun komplett neu angeschoben und geplant werden. „Das Schulbau-Projekt auf dem alten Badgelände ist für mich im Grunde genommen der Kalkberg von Nippes“, schimpfte SPD-Fraktionschef Horst Baumann, in Anspielung auf den ebenfalls problembehafteten Bau eines Stützpunktes für Rettungshubschrauber auf dem Abraum- und Altlasten-Hügel zwischen Kalk und Buchforst. „Gibt es keine Pläne bei der Stadt, womit man bestimmte Grundvoraussetzungen eines Geländes prüfen kann? Die ganzen bisherigen Planungskosten waren für die Katz.“

Hauptgrund für das Scheitern der bisherigen Pläne sind die Höhenunterschiede auf dem 4000 Quadratmeter großen Areal, die bis zu 3,50 Meter betragen. „Das Gebäude muss dem Geländeverlauf angepasst werden. Diese Gegebenheiten lassen sich nur schwer bis gar nicht in Modulbauweise bewerkstelligen“, erläutert die Gebäudewirtschaft. Abgesehen davon, habe auch die europaweite Ausschreibung des Projektes zu einem nicht akzeptablen Ergebnis geführt: Es ging lediglich ein Angebot ein, mit einem Preis von 29,75 Millionen Euro – gegenüber einem 2016 beschlossenen Kostenrahmen für die Schule von rund 16,8 Millionen Euro.

abbruch nippesbadWir brauchen Ihre Entscheidungsfreudigkeit“, rief der neue Baudezernent Markus Greitemann gestern den Politikern im Schulausschuss zu, als er sich dem Gremium vorstellte. 

Er machte deutlich, dass er sich seiner neuen Aufgabe gewachsen fühlt. In seiner Zeit als Baudezernent der Universität habe er „vor ähnlichen Herausforderungen“ gestanden wie die städtische Gebäudewirtschaft, deren Chef er nun ist. Greitemann zeigte Verständnis für die teils enormen Kostensteigerungen bei städtischen Bauprojekten. An der Uni habe man zuletzt noch eine Ausschreibung aufgehoben, weil der günstigste Anbieter 40 Prozent über den kalkulierten Kosten gelegen habe. Planung beginnt von vorne

Dass Entscheidungsfreude allein die Dinge nicht unbedingt voranbringt, zeigte sich am Beispiel der geplanten Grundschule am ehemaligen Nippesbad. Die Politik hat sie längst beschlossen, doch nun beginnt die Planung wieder von vorn. Dass die Schule fünf Jahre später fertig wird als gedacht, mache ihn „sprachlos“, sagte der Ausschussvorsitzende Helge Schlieben (CDU).

abbruch nippesbadBei jungen Familien mit Kindern zählt Nippes zu den beliebtesten Bezirken in Köln. Die Einwohnerzahlen steigen überdurchschnittlich – in das Clouth-Gelände ziehen rund 3000 neue Bewohner –, und der Anteil der jüngsten Altersgruppe liegt in Nippes besonders hoch. Kehrseite des Booms: Die Stadt kommt bei der Schaffung von Kita- und Schulplätzen kaum hinterher – ein Problem auch in vielen anderen Teilen der Stadt.

Gestern erreichte eine neue Hiobsbotschaft die Politiker in der Bezirksvertretung. Die geplante neue Grundschule mit Turnhalle auf dem Gelände des 2012 abgerissenen Nippesbads am Niehler Kirchweg wird nicht wie geplant rechtzeitig zum Schuljahr 2019/20 fertig, sondern verzögert sich um mindestens vier Jahre. Grund: Die Planung für das Gebäude soll wieder von vorne beginnen. Die Gebäudewirtschaft teilte der Politik mit, sie möge die 2013, 2014, 2016 und 2017 gefassten Planungs- und Baubeschlüsse wieder aufheben und stattdessen die Aufnahme neuer Planungen beschließen.

„Modulweise ist nicht umsetzbar“
Ursprünglich hatte man geplant, die neue dreizügige Grundschule in Modulbauweise zu errichten, wollte den Bau so beschleunigen. 16,8 Millionen Euro hatte der Rat dafür genehmigt. Ein Pilotprojekt, wie es auch an vier anderen Standorten erprobt werden soll. Doch nun hat sich herausgestellt, dass der vorgesehene Modulbau „auf diesem Grundstück nicht umsetzbar ist“, erklärte die Verwaltung. Bei einer Ausschreibung im Juni 2017 habe nur eine einzige Firma ein Angebot mit einem Preis von rund 29,75 Millionen abgegeben, das man als unwirtschaftlich eingestuft habe.

Außenstelle Riehl soll ihre Ganztagsräume vorübergehend zwei anderen Schulen zur Verfügung stellen

blick auf das offene ganztagsgebaeude mit kleinem spielplatz der montessori schule an der garthestrasse sie soll das haus zeitweise raeumen „Es ist, als ob der Nachbar sein Haus renoviert und man das eigene für ihn räumen müsste, damit er währenddessen dort einziehen kann“, empört sich Till Rixmann, ein betroffener Vater. Schüler, Lehrer und Eltern der Riehler Außenstelle der Montessori-Grundschule Gilbachstraße an der Stammheimer Straße 101, sind ziemlich sauer: Denn laut Plänen des Amtes für Schulentwicklung soll die „Monte“ ab Juni zugunsten zweier anderer Grundschulen vorübergehend ihre Offenen Ganztagsräume freimachen. In einem Offenen Brief an die schulpolitischen Sprecher aller Ratsfraktionen beschweren sie sich über mangelnde Information und Kommunikation seitens der Verwaltung. „Es fehlt uns für eine solche Entscheidung das Verständnis und können diese nicht nachvollziehen“, schreibt der Pflegschafts-Vorsitzende Benjamin Casper.

Ihre Ganztagsräume befinden sich nicht im eigenen Schulhaus, sondern um die Ecke – auf dem Schulgelände Garthestraße 20-24. Dort sitzen, in einem gemeinsamen Gebäude, die zwei anderen Riehler Grundschulen, die Gemeinschaftsgrundschule (GGS) und die katholische Otfried-Preußler-Schule (OPS). In deren Haus steht nun eine seit langem geplante Fenstersanierung an. Die betroffenen Klassen von GGS und OPS sollen während der Renovierung ihrer Räume in die Ganztags-Räumlichkeiten der Montessori-Schüler ziehen, die in einem an den Schulhof grenzenden Seitenbau untergebracht sind.

Dort unterhält der Trägerverein „Montessori-Pänz“ die Offene Ganztagsbetreuung für die Riehler Montessori-Schüler. Mehr als 80 Prozent der Grundschulkinder nehmen am Offenen Ganztag teil, das sind derzeit rund 140 Mädchen und Jungen. Jene sollen, laut der städtischen Pläne, ab 1. Juni nicht benötigte Räume der früheren Hauptschule und jetzigen Förderschule Sprache an der Brehmstraße 3 für die Ganztagsbetreuung nutzen. 


Quelle= WDR Fernsehen



Quelle: report-K

RundschauEine Stunde lang debattierten die Mitglieder im Schulausschuss engagiert über den „Schulnotstand“ mit Blick auf volle Klassen, Platznot, die Aufstellung von Containern als Zusatz-Klassen und jahrelange Verzögerungen bei der Umsetzung von Baubeschlüssen. „Der Schulnotstand ist da, nicht erst seit gestern“, wetterte der Schulpflegschaftsvorsitzende Reinhold Goss, „es muss schnell etwas getan werden. Eltern sind in Sorge, wohin ihre Kinder kommen.“ Franz Philippi (SPD), Ausschussvorsitzender Dr. Helge Schlieben (CDU) und auch die anderen Parteien bekräftigen, dass dem Schulbaunotstand aktiv entgegengewirkt werden müsse. Auch der Beschluss zu den Klassengrößen bis zu 29 Schülern an Grundschulen mute den Schulen eine Menge zu, so Philippi. Volle Klassen, Sturm auf Plätze Auch an anderen Schulformen sind die Klassen voll, die Plätze begehrt. Besonders die Personalengpässe der Gebäudewirtschaft standen im Brennpunkt der Kritik, eine vergangene Reform sei „ein totaler Fehlgriff“ gewesen, so Schlieben.