Innenstadt - Die Gemeinschaftsgrundschule Gereonswall soll zum Ende dieses Schuljahres aufgelöst werden, weil in den zurückliegenden beiden Jahren zu wenig Kinder angemeldet worden sind. Die katholische Grundschule (KGS) Balthasarstraße soll statt dessen ab Sommer das Gebäude am Gereonswall nutzen. Noch teilt sich die „kleinere“ KGS mit der größeren Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Balthasarstraße ein Domizil im Agnesviertel. Doch seit der Einführung der offenen Ganztagsschule im August 2007 ist zu wenig Platz für die beiden Grundschulen in dem alten Gebäude. Deshalb soll künftig die GGS Balthasarstraße das Haus allein nutzen.

Ein erster Trend zeichnet sich nach dem ersten Tag bei den Anmeldungen an Grundschulen ab: Von den bis gestern Mittag insgesamt angemeldeten 5356 Kindern (davon 1000„Kann“-Kinder, acht wohnen nicht in Köln) stammen die meisten „aus dem engeren oder etwas erweiterten Wohnbereich“ der Schulen. Schulverwaltungsamtschef Werner Adams zog gestern eine Zwischenbilanz zur Premiere des neuen Anmelde- und Aufnahmeverfahrens: „Wir haben bis jetzt eine relativ gleichmäßige Verteilung. Es sieht so aus, dass die Devise ,Kurze Beine, kurze Wege' beherzigt worden ist.“

Theresa hängt kopfüber von der Schaukel, zieht sich mit beiden Armen hoch und stellt sich dann breitbeinig auf das Sitzbrett. Sie wippt vor und zurück und strahlt mit großen blauen Augen. Turnen macht ihr Spaß. „Aber Zahlen schreiben finde ich auch toll“, sagt sie nach kurzem Nachdenken und hangelt sich nach einem mahnenden Blick ihrer Mutter wieder auf das Schaukelbrett herunter. Theresa ist fünf Jahre alt und geht seit ein paar Wochen zur Schule. Erst im September wird sie sechs. „Ich kann aber schon lesen und schreiben“, sagt sie stolz. Schwimmen übrigens auch. Sogar den Freischwimmer hat das kleine blonde Mädchen schon gemacht. Aber sie hat ja auch ein großes Vorbild - die ältere Schwester Rebecca. Die ist schließlich auch schon mit fünf in die Schule gekommen - obwohl sie erst im Dezember Geburtstag hat und somit im Schnitt ein Jahr jünger ist als die anderen Kinder in ihrer Klasse. Mit sieben Jahren besucht sie nun das dritte Schuljahr.

Zum Start des neuen Schuljahrs hat die städtische Gebäudewirtschaft durch zahlreiche Baumaßnahmen sichergestellt, dass 17 450 Plätze in Offenen Ganztagsschulen bereitgestellt werden können. Viele Grundschulen müssen jedoch vorerst mit Provisorien leben.

In sechs Schulen gelang es nicht, den Zeitplan einzuhalten. In Nippes und Weiden leiden zwei Schulen unter den Folgen eines Streiks, in Neubrück fiel ein Kran auf den Neubau, in Proz-Ensen und Lindenthal machte ein Unternehmen Pleite, in der Altonaer Straße stoppte ein Wassereinbruch die Fertigstellung, in Weidenpesch wird man erst Ostern fertig, in Widdersdorf (Im Kamp) zum Jahreswechsel.

Die Montessori-Schule wird komplett neu gebaut werden müssen. Nicht nur hier müssen die Kinder mit Provisorien leben.

„Das ist ein Beispiel von totaler Planlosigkeit“, schimpft die Mutter einer Schülerin der altehrwürdigen Montessori-Grundschule in der Gilbachstraße. „Unzumutbar“ seien die Umstände, „ein Skandal“ findet ein Vater. Monatelang wurden in der Schule Kinder in Räumen betreut, die nicht den Brandschutzvorschriften entsprachen. Nach mehreren Besichtigungen der Feuerwehr wurden die Räume nun geschlossen.

In einem Brief an den Oberbürgermeister, den Beschwerdeausschuss des Rates und die Bezirksregierung Köln fordert der Hort am Stadtgarten / Gilbachstraße nach seinem Erfolg vor dem Oberverwaltungsgericht Münster weitere Konsequenzen. Die Initiative appelliert, „den Kahlschlag der Hortarbeit zu stoppen, Rechtssicherheit herzustellen“ und die Zuschüsse für Horte freier Träger auch nach dem 31. Juli zu zahlen. Dies erklärte gestern Christian Döring für die Eltern. Zu prüfen seien gegebenenfalls disziplinarische Maßnahmen gegenüber der zuständigen Verwaltung aufgrund einer mangelnden rechtlichen Beschlussgrundlage. Mit der Einstweiligen Anordnung hatte das OVG entschieden, dass die Stadt die Betriebskostenzuschüsse für den Hort bis Ende 2007 bewilligen muss. Erst ab Mitte 2008 reduziere das Land die Hortförderung auf 20 Prozent.

Der Verein Kinderhort am Stadtgarten fordert Rat und Verwaltung auf, die beschlossene Schließung von Horten in freier Trägerschaft zurückzunehmen. Dies müsse die Konsequenz aus der einstweiligen Anordnung sein, die die Einrichtung beim Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster erwirkt hatte. Die Richter hatten im Juni entscheiden, dass die Stadt dem Hort in der Gilbachstraße bis Ende 2007 die Betriebskostenzuschüsse zahlen müsse. Nach einem Ratsbeschluss vom August 2006 sollen die meisten Horte in Köln wegen des Systemwechsels zur Offenen Ganztagsgrundschule Ende Juli 2007 schließen. Mit den Landesmitteln, die ab Mitte 2008 auf 20 Prozent reduziert werden, sollen lediglich 59 namentlich benannte Horte weiterfinanziert werden. Der Hort am Stadtgarten gehört nicht dazu - hat aber bei der Stadt bereits den Betriebskostenzuschuss für 2008 beantragt.

Tolle Tüten sind der Stolz der i-Dötzchen in diesen Tagen. Die Erstklässler der Montessori-Schule in der Gilbachstraße wurden nach dem Gottesdienst in St. Alban mit einem familiären Fest auf dem Hof von Schulleiter Johannes Elsner begrüßt, mit Theater, Musik und dem „Monte“-Lied von der Schnecke, die sagt: „Lass mir Zeit!“ Langsam gewöhnen konnten sich die rund 60 Neulinge an die Schule schon bei mehreren Besuchen. Gestern blieben sie unter sich, als sie den ersten Schritt in die Klassen machten und die Eltern gerührt auf sie warteten. Heute kommen die älteren Kinder hinzu, die nun in altersgemischten Gruppen von der ersten bis vierten Klasse unterrichtet werden. (MW / Foto: Schmülgen) – Quelle: http://www.rundschau-online.de/11286416 ©2016