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Mit Entgeisterung haben die Nippeser Bezirksvertreter auf die erst drei Stunden vor ihrer Sitzung bekanntgewordene Hiobsbotschaft aus dem Stadthaus reagiert: Die bisherigen Pläne für den Bau einer Grundschule in Modulbauweise auf dem früheren Nippeser Hallenbad-Gelände, Ecke Friedrich-Karl-Straße/Niehler Kirchweg, sind Makulatur. Das seit 2013 vorbereitete Projekt muss nun komplett neu angeschoben und geplant werden. „Das Schulbau-Projekt auf dem alten Badgelände ist für mich im Grunde genommen der Kalkberg von Nippes“, schimpfte SPD-Fraktionschef Horst Baumann, in Anspielung auf den ebenfalls problembehafteten Bau eines Stützpunktes für Rettungshubschrauber auf dem Abraum- und Altlasten-Hügel zwischen Kalk und Buchforst. „Gibt es keine Pläne bei der Stadt, womit man bestimmte Grundvoraussetzungen eines Geländes prüfen kann? Die ganzen bisherigen Planungskosten waren für die Katz.“

Hauptgrund für das Scheitern der bisherigen Pläne sind die Höhenunterschiede auf dem 4000 Quadratmeter großen Areal, die bis zu 3,50 Meter betragen. „Das Gebäude muss dem Geländeverlauf angepasst werden. Diese Gegebenheiten lassen sich nur schwer bis gar nicht in Modulbauweise bewerkstelligen“, erläutert die Gebäudewirtschaft. Abgesehen davon, habe auch die europaweite Ausschreibung des Projektes zu einem nicht akzeptablen Ergebnis geführt: Es ging lediglich ein Angebot ein, mit einem Preis von 29,75 Millionen Euro – gegenüber einem 2016 beschlossenen Kostenrahmen für die Schule von rund 16,8 Millionen Euro.

Statt der bisher geplanten Errichtung der Schule nach dem „Baukastenprinzip“, was Pilotcharakter für weitere Grundschulen im Stadtgebiet haben sollte, soll nun für rund 28,5 Millionen Euro ein klassischer, individuell geplanter Massivbau entstehen. Ursprünglich hätte der Bau zum Schuljahresstart 2019/20 fertig sein sollen – jetzt wird es wohl bis mindestens 2025 dauern. Als Bezieher des Gebäudes war die Riehler Außenstelle der Montessori-Schule Gilbachstraße am Stadtgarten im Gespräch gewesen, es war jedoch noch nichts spruchreif.

b nippesDie Beschlussfassung über die neuen Pläne verschoben die Nippeser Bezirksvertreter in ihre nächste Sitzung – um sich in der Zeit kundig zu machen, aber wohl auch, um den Zorn bis dahin etwas „sacken zu lassen“. „Am 10. Februar 2012 hatte unser Nippeser Bad seinen letzten Betriebstag“, erinnerte Bezirksbürgermeister Bernd Schößler (SPD) daran, dass es damals mit dem Abbruch gar nicht schnell genug gehen konnte. „Und mehr als sechs Jahre später bekommen wir mitgeteilt, dass ein Modulbau an der Stelle wegen 3,50 Metern Gefälle nicht möglich ist. Das ist nicht gerade gut gelaufen.“

Auch Bärbel Hölzing (Grüne) wunderte sich: „War denn unser altes Nippeser Bad auch schief?“ Außerdem zeigte sich Schößler verärgert, dass die entsprechende Verwaltungsvorlage erst am gleichen Nachmittag eingestellt wurde – in der kurzen Zeitspanne habe man sich keine Gedanken darüber machen können. „Es ist nicht nur merkwürdig, dass das Gefälle nach vier Jahren auffällt, sondern auch, dass es auf unserem Sitzungstag gegen 14 Uhr fertig wird“, sekundierte CDU-Fraktionschef Christoph Schmitz. Er sah in der Absage für den Modulbau jedoch auch etwas Positives. „Es hatte ja Gespräche mit der Montessori-Schule gegeben; ihre Raumwünsche waren mit einem Modulbau nicht umsetzbar.“ Vielleicht könnten durch die Neuplanung die Belange der Schule wieder berücksichtigt werden. Auch Baumann war überzeugt, dass ein Massivbau letztendlich die bessere Wahl sei.

Die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Regina Bechberger (Grüne) forderte außerdem, bei den neuen Planungen den Baumbestand auf dem Gelände zu erhalten. „Das war der Konsens mit dem Stadtplanungsamt, der auf der Vorlage eingezeichnete Grundriss für das neue Gebäude geht aber darüber hinaus.“

Quelle: https://www.ksta.de/30604980

Downlaodlink: Kölner Stadtanzeiger vom 12.06.2018