Der Slogan prangt am Turm der Agneskirche: „Wir lassen uns nicht vertreiben“, haben Schüler, Eltern und Lehrer der Nikolaus-Groß-Schule auf das riesige Transparent geschrieben und demonstrieren so nicht nur gegen den von der Stadtverwaltung geforderten Umzug aus dem Viertel. Sie demonstrieren auch, wie verankert die katholische Grundschule im Stadtteil ist. Was die Stadt hier plant, „greift tief in das kulturelle Leben des für Köln bedeutsamen Agnesviertels ein“, schreibt Alexander Groß in einem Brief an den Oberbürgermeister. Der Sohn des 1945 hingerichteten Widerstandskämpfers gehört zu den vielen Unterstützern der Schule, die sich gegen ihre Verlagerung an den Gereonswall wehrt. Der Umzug der Schule ist Teil eines umfassenden Umzugsplans für mehrere Schulen, das in einem Schlag mehrere gravierende Probleme in der innerstädtischen Schullandschaft lösen will. Die Montessori-Grundschule am Stadtgarten braucht ein neues Gebäude; die Peter-Petersen-Gemeinschaftsgrundschule in der Balthasarstraße platzt aus allen Nähten; die Grundschulen am Gereonswall und in der Palmstraße haben zu wenig Schüler; die „Freie Schule“ in der Bernhard-Letterhaus-Straße will umziehen, um expandieren zu können. „Hier sollen Probleme auf dem Rücken der Kinder gelöst werden“, sagt die Schulpflegschaftsvorsitzende der Nikolaus-Groß-Schule, Denise Riege.

Die gute Schulinfrastruktur in der Innenstadt werde zerschlagen, heißt es auch in der Gemeinschaftsgrundschule am Gereonswall. Hier wirft man der Stadt sogar Manipulationen vor. Eltern aus der unmittelbaren Nachbarschaft der Schule seien gezielt zur deutlich weiteren Peter-Petersen-Grundschule gelotst worden, damit am Gereonswall die Anmeldezahlen runter gehen. Nun soll die Gemeinschaftsgrundschule am Gereonswall aufgelöst werden und Platz für die Nikolaus-Groß-Schule machen, die dann die Kinder der Schule übernehmen könnte. Würden alle Schüler aus dem Agensviertel mitumziehen, müsste ein Schulgebäude mit heute 68 Kindern plötzlich fast 250 verkraften. Aus heute zwei Gruppen im Offenen Ganztag würden sechs. „Wie soll das gehen?“, fragt der Schulleiter am Gereonswall, Tony Lhotak. Genau wie sein Kollege im Agnesviertel, Wolfgang Jülich, sieht er seine Schule als Opfer eines „handwerklich mies gemachten Plans“. Die Stadt versuche einzelne Schulen „ausbluten“ zu lassen, um ihre Ziele durchzusetzen. „Man gibt uns keine Chance.“ Dabei gebe es durchaus Alternativen. Das glaubt auch die Montessori-Schule am Stadtgarten, die unwillig dahin ziehen soll, wohin die Nikolaus-Groß-Schule freiwillig gehen würde. Das Gebäude in der Bernhard-Letterhaus-Straße würde der katholischen Grundschule ermöglichen, im Viertel zu bleiben und gleichzeitig die Raumprobleme in dem Gebäude zu lösen, das sie zur Zeit noch mit der Peter-Petersen-Grundschule in der Balthasarstraße nutzt. Doch diese eigentlich naheliegende Variante ist nur umsetzbar, wenn für die Montessori-Grundschule neu gebaut wird. Sie nutzt zur Zeit einige Baracken für den Offenen Ganztagsbetrieb am schäbig bebauten Venloer Wall. Inoffizielle Pläne der Schulverwaltung würden hier den Standort für einen Neubau sehen. Die Finanzierung wäre kein Problem, alle Schulen wären glücklich, jeder könnte bleiben, wo er ist - und doch ist der Neubau politisch nicht durchsetzbar, wie Dezernentin Agnes Klein glaubt. Das Areal liegt offiziell im Grüngürtel. Sie verweist auf die Debatte um die Aufstockung des Geißbockheims. „Da können Sie sich vorstellen, was los wäre, wenn wir dort eine Schule bauen würden.“ – Quelle: http://www.ksta.de/13472118 ©2016