abbruch nippesbadBei jungen Familien mit Kindern zählt Nippes zu den beliebtesten Bezirken in Köln. Die Einwohnerzahlen steigen überdurchschnittlich – in das Clouth-Gelände ziehen rund 3000 neue Bewohner –, und der Anteil der jüngsten Altersgruppe liegt in Nippes besonders hoch. Kehrseite des Booms: Die Stadt kommt bei der Schaffung von Kita- und Schulplätzen kaum hinterher – ein Problem auch in vielen anderen Teilen der Stadt.

Gestern erreichte eine neue Hiobsbotschaft die Politiker in der Bezirksvertretung. Die geplante neue Grundschule mit Turnhalle auf dem Gelände des 2012 abgerissenen Nippesbads am Niehler Kirchweg wird nicht wie geplant rechtzeitig zum Schuljahr 2019/20 fertig, sondern verzögert sich um mindestens vier Jahre. Grund: Die Planung für das Gebäude soll wieder von vorne beginnen. Die Gebäudewirtschaft teilte der Politik mit, sie möge die 2013, 2014, 2016 und 2017 gefassten Planungs- und Baubeschlüsse wieder aufheben und stattdessen die Aufnahme neuer Planungen beschließen.

„Modulweise ist nicht umsetzbar“
Ursprünglich hatte man geplant, die neue dreizügige Grundschule in Modulbauweise zu errichten, wollte den Bau so beschleunigen. 16,8 Millionen Euro hatte der Rat dafür genehmigt. Ein Pilotprojekt, wie es auch an vier anderen Standorten erprobt werden soll. Doch nun hat sich herausgestellt, dass der vorgesehene Modulbau „auf diesem Grundstück nicht umsetzbar ist“, erklärte die Verwaltung. Bei einer Ausschreibung im Juni 2017 habe nur eine einzige Firma ein Angebot mit einem Preis von rund 29,75 Millionen abgegeben, das man als unwirtschaftlich eingestuft habe.



Jetzt will die Gebäudewirtschaft einen Massivbau errichten. Wegen des kleinen Grundstücks (knapp 4000 Quadratmeter) und einer Höhendifferenz von 3,50 Metern sei „nur eine kompakte Bauweise“ möglich, die sich mit Modulen „nur schwer bis gar nicht“ bewerkstelligen lasse, heißt es. Man habe gehofft, dass sich mehr Anbieter von Fertigteil-Elementen auf die Ausschreibung melden, sagte Petra Rinnenburger, Leiterin der Gebäudewirtschaft . Doch es habe sich gezeigt, dass der Fertigteilemarkt für solche Projekte bislang offenbar keine passenden, preiswerten Lösungen habe. Hinzu komme, dass der Markt angesichts der Flüchtlingsthematik und der Nachfrage vieler Schulen „unglaublich angespannt“ sei. An den anderen vier Standorten sei Modulbau aber kein Problem.

1,9 Millionen Euro soll der Rat im Juli für die Planung freigeben. Die soll rund 18 Monate dauern, plus weitere 42 Monate für Detailplanung, Genehmigung und Bau. Macht fünf Jahre – die Schule wäre dann frühestens im Juli 2023 fertig – zehn Jahre nach den ersten Beschlüssen. Wobei die Gesamtkosten am Ende ebenfalls in einer Größenordnung von rund 30 Millionen liegen dürften – nur eben für einen Massivbau. Die Verzögerung sei „eine Katastrophe“, sagte der Nippeser Bezirksbürgermeister Bernd Schößler. „Wir brauchen diese Schule dringend. Dass jetzt neu geplant werden soll, ist eine Blamage sondergleichen.“ Er kritisiert auch, dass die Bezirksvertretung erst am Tag der Sitzung informiert wurde.

Quelle: https://www.rundschau-online.de/30543918 ©2018

Downlaodlink: Kölner Rundschau vom 31.05.2018

 

Kommentar der Kölner Rundschau Redaktion : Sache ging nach hinten los

Es war ja gut gemeint von der Verwaltung. Die dringend benötigte neue Grundschule in Nippes sollte in Modulbauweise errichtet werden, um Zeit und Geld zu sparen. Doch die Sache ging nach hinten los. Der einzige Bieter war viel zu teuer, jetzt muss neu geplant werden.

Man hat also Zeit verloren, und angesichts steigender Baupreise wird die Stadt am Ende wohl noch mehr Geld ausgeben müssen, als wenn sie gleich einen Massivbau geplant hätte. Noch schwerer wiegt der Umstand, dass die geplante neue Primarstufe nicht zum Schuljahr 2019/20 in Betrieb gehen wird, sondern erst 2023/24.

Dass zwischen den ersten Beschlüssen zum Bau dieser Schule und ihrer Fertigstellung zehn Jahre vergehen sollen, ist dem Bürger nicht mehr zu vermitteln. So etwas darf sich in der wachsenden Stadt Köln nicht wiederholen, das muss dringend beschleunigt werden. Dass die Verwaltung die Bezirksvertreter auf den letzten Drücker über die Hiobsbotschaft informiert hat, zeugt überdies von schlechtem Stil.

Quelle: https://www.rundschau-online.de/30543914 ©2018